01.03.2023
Mut zur Lücke
Personaler sind für Lücken im Lebenslauf sensibilisiert. Sie fallen ihnen direkt auf, womit sie im Bewerbungsgespräch einen Ansatz für kritische Fragen über die freiwillige oder unfreiwillige Auszeit haben. Davor sollten Sie jedoch keine Angst haben. Was für Personaler letztlich zählt, sind Offenheit an der richtigen Stelle sowie die Bereitschaft, die Monate für die persönliche Weiterentwicklung zu nutzen.
Über Gründe und Dauer
Grundsätzlich gilt: Wer sich eine kurze Auszeit zwischen verschiedenen Jobs oder nach Schul- und Hochschulabschlüssen nimmt, um durchzuatmen und neue Stellen zu finden, muss sich keine Sorgen machen. Pausen unter zwei Monaten werden in der Regel als gängig angesehen und nicht weiter hinterfragt. Alles, was darüber liegt, wird häufig einer näheren Betrachtung unterzogen. Was dann für viele Personaler zählt, ist der Grund für die Pause.
Das Schicksal ist uns nicht immer wohlgesonnen und trägt die Schuld an vielen unfreiwilligen Arbeitsverlusten oder Auszeiten. Das ist auch Personalern bewusst. In solchen Fällen können Sie – schon im Lebenslauf – ganz offen mit den Hintergründen der Lücke umgehen. Krisenzeiten belasten viele Unternehmen stark, sodass sie auch gutes Personal entlassen müssen. Ebenso benötigen Arbeitssuchende in diesen Zeiten oft länger, um eine freie und passende Stelle zu finden. Auch die Pflege Angehöriger oder eine eigene Krankheit können Gründe für eine unverschuldete Tätigkeitsunterbrechung sein. Im letzteren Fall ist es wichtig, zu betonen, dass man nun wieder voll einsatzfähig ist.
Wer selbstverschuldet in die Joblosigkeit geraten ist, z.B. durch Fehlverhalten am Arbeitsplatz, sollte sich jedoch eher bedeckt halten und die Kündigung lediglich kurz erwähnen. Ausschweifende Begründungen, Beteuerungen oder sogar Schuldzuweisungen werfen ein schlechtes Bild auf den Bewerber. In diesem Fall zählt es, gute Leistungen und besondere Fähigkeiten noch stärker in den Vordergrund zu rücken. Außerdem entscheiden sich immer mehr Menschen bewusst für ein Sabbatjahr zum Reisen. Auch das ist im Lebenslauf kein Makel. Sie müssen nur verdeutlichen, welchen karrieretechnischen Mehrwert die Auszeit Ihnen und damit dem neuen Arbeitgeber verschafft. Mehr Organisationstalent, Sprechkenntnisse, Weltoffenheit und Energie – diese Punkte sollten Sie bereits im Anschreiben betonen.
Überbrückungszeit sinnvoll füllen
Eine Lücke im Lebenslauf ist kein Tabu – dennoch senden Sie ein positives Zeichen, wenn Sie die freie Zeit gewinnbringend für Ihre berufliche Zukunft nutzen. Dies zeugt von Motivation und Ehrgeiz sowie der Bereitschaft, sich in neue Themengebiete einzuarbeiten und fachlich auf dem neusten Stand zu bleiben.
Nach der Schulzeit, dem Studium oder vor einer beruflichen Neuorientierung bietet es sich beispielsweise an, eines oder sogar mehrere Praktika in der Wunschbranche zu absolvieren. Damit können Sie sich bestenfalls nicht nur etwas dazuverdienen, sondern überzeugen im Lebenslauf auch mit Arbeitsbereitschaft und Einsatz. Zum Erwerb neuer Fähigkeiten während der Auszeit bieten sich Weiterbildungen oder Lehrgänge an, die mit Zertifikaten belegt werden können. Autodidakten können mit Wissenszuwachs im Selbststudium punkten, sei es durch eigenerarbeitete Programmierkenntnisse oder der Beschäftigung mit neuen Trends im Marketingsektor.
Ehrlichkeit schlägt Verschleierung
Vertuschungsversuche im Lebenslauf gehen meist nach hinten los und werden von Personalern durchschaut. Deshalb gilt: Offenheit und Ehrlichkeit. Listen Sie in Ihrem Lebenslauf neben allen Beschäftigungsverhältnissen auch alle vermeintlichen Leerläufe auf – aber nicht, ohne zu betonen, was Sie während dieser Zeit getan haben, um Ihr berufliches Profil zu schärfen und das eigene Fachwissen auszubauen.
Wer Mut hat, neue Wege zu gehen, kann auch eine besondere Form des Lebenslaufes nutzen, um Lücken nicht direkt sichtbar zu machen und die eigenen Stärken hervorzuheben. Ein sogenannter funktionaler Lebenslauf wird für jede Bewerbung individuell angefertigt und gliedert sich nach inhaltlichen Schwerpunkten passend zum Stellenprofil. Hier werden Abschlüsse, Fähigkeiten, Projekte, praktische Erfahrungen oder Weiterbildungen unabhängig von der Chronologie in eigenen Kategorien aufgelistet. So stellt der Bewerber einen direkten Bezug zur Stelle her und hebt sich von der Masse ab. Allerdings ist diese Form recht unüblich und sorgt – insbesondere bei konservativen Personalern – möglicherweise für Irritation oder Misstrauen. Im besten Fall können Sie damit aber Ihre Vorzüge und vielseitigen Erfahrungen herausheben und den Weg für ein persönliches Bewerbungsgespräch ebnen.