18.01.2024 ● OYA
Fachkräftemangel trotz Arbeitslosigkeit 2023 – Wie kann das sein?
2023 beschäftigte Deutschland der Fachkräftemangel so stark wie noch nie. Auch in diesem Jahr werden zahlreiche Fachkräfte gesucht. Wir wollen daher einen genaueren Blick auf die Thematik werfen. Vor allem auf die Ursachen, wieso viele Fachkräfte plötzlich fehlen und welche Maßnahmen Deutschland dagegen ergreifen sollte, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Aber es gibt doch genug Arbeitslose?
Es ist richtig, dass neben dem Mangel an geeigneten Fachkräften 2023 gleichzeitig die Zahl der Arbeitslosen auf 2,7 Millionen stieg. Das sich dadurch viele die Frage stellen: „Eigentlich fehlt es dann ja nicht an Arbeitskräften, wenn die Zahl der Arbeitslosen ähnlich hoch ist, wie die Anzahl der fehlenden Fachkräfte“, ist nachvollziehbar.
In der Realität geht diese Rechnung jedoch nicht so leicht auf. Denn die Gründe für die Existenz des Fachkräftemangels und der gleichzeitigen Arbeitslosigkeit liegen tiefer begründet.
Was für Gründe gibt es für den Fachkräftemangel in Deutschland trotz der verfügbaren Arbeitslosen?
Fehlende Qualifikationen:
Zahlreiche zu besetzende Stellen erfordern fachkundiges Wissen und langjährige Erfahrung, da mit der Beschäftigung eine hohe Verantwortung einhergeht. Was bei Fachkräften vorausgesetzt wird, können Quereinsteiger oft nicht direkt leisten. Demnach wird auch von einem Fachkräftemangel und nicht einem Arbeitermangel generell gesprochen. Denn Fachkräfte zeichnen sich durch eine abgeschlossene Berufsausbildung und damit fundiertem Wissen in Theorie und Praxis in einem bestimmten Bereich aus.
Unterschiede der Bundesländer:
Nicht immer ist der geeignete Beruf genau dort verfügbar, wo eine Fachkraft ansässig ist. Während Arbeitssuchende in Bayern auf ein geringeres Stellenangebot blicken und oftmals nicht der richtige Beruf zu finden ist, kann es in einem anderen Bundesland in der gleichen Branche zahlreiche besetzende Stellen geben. Häufig ist jedoch der Umzug in eine andere Regionallein allein wegen des Berufs nicht möglich. Dadurch unterscheidet sich der Fachkräftemangel von Region zu Region massiv.
Demografischer Wandel:
Immer stärker merkt man in Deutschland, dass die alternde Gesellschaft nicht genug Nachwuchs aufbringt. Während die Baby-Boom Generationen allmählig in Rente gehen, kommen nicht ausreichend viele Arbeitskräfte nach, die ihre Arbeit ersetzten könnten.
Was sind die Folgen des Fachkräftemangels?
Der Fachkräftemangel liegt in Zahlen bei etwa einer halben Millionen Stellen, die nicht durch Arbeitslose zu besetzen sind, da die geeigneten Qualifikationen fehlen.
Damit liegt momentan noch kein flächendeckender Mangel an Fachkräften vor, allerdings können in bestimmten Branchen je nach Region bereits keine Stellen mehr nachbesetzt werden. Dabei sind überwiegend die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik und der Gesundheitsbereich vor allem in der Altenpflege betroffen.
Für einige Betriebe kann dies sogar Geschäftskritisch werden, wenn ein Unternehmen von Fachkräften abhängig ist. Häufig trifft es kleine Handwerksbetriebe, die beispielsweise immer weniger Aufträge annehmen können, da ihnen die Arbeitskräfte zur Umsetzung fehlen.
Sollten also keine Maßnahmen ergriffen werden und sich die Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt weiterhin verschlechtern, wird es zu einschneidenden Folgen in vielen Lebensbereichen kommen. Viele Unternehmen laufen Gefahr ihre offenen Stellen nicht mehr besetzten zu können, da Sie keine qualifizierten Bewerber finden. In Arztpraxen beispielsweise, die nicht ausreichend Personal finden, wird man immer länger auf Termine warten müssen. Genauso wird es sich auch mit Handwerkern verhalten. Wer einen Termin bei einem Handwerker benötigt, kann durchaus einige Monate lang warten.
Was sind effektive Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel?
Zuwanderung fördern
Zuwanderung ist hier der effektive Weg, um geeignete Fachkräfte für offene Stellen zu finden. Dafür müssen die Gesetze jedoch auch die Qualifikationen und Abschlüsse anderer Länder anerkennen und klare Regelungen einführen, die eine Zuwanderung für qualifizierte Fachkräfte attraktiv macht.
Während einige Ideen und Reformen vorliegen, gibt es jedoch auch Kritik, dass die Hürden immer noch zu hoch seien und keine Arbeitskräfte, sondern generell die Einwanderung erleichtert wird.
Vereinbarung von Familie und Beruf
Um die Kapazität von Frauen und Männern nutzen zu können, die sich zuhause um ihre Kinder kümmern, müssen flexiblere Arbeitszeiten, Remote Work sowie mehr Möglichkeiten der Kinderbetreuung geboten werden. Dadurch können Familie und Beruf besser vereinbart und mehr Arbeitskräfte akquiriert werden.
Förderung von Weiterbildungen
Um Arbeitskräfte zu Fachkräften auszubilden benötigt es in der Regel eine langjährige Berufsausbildung. Bei einigen Arbeitslosen würden jedoch bereits Weiterbildungen und Praxiskurse helfen, sie auf einen Beruf als Fachkraft zu qualifizieren. Diese Weiterbildungen müssen daher finanziell gefördert und aktiv beworben werden.
Aufstockung von Teilzeitstellen
Immer mehr Menschen nutzen Teilzeitstellen, um Beruf und Leben besser vereinbaren zu können. Hier liegt ein großes Potential, diese Teilzeitstellen, um einige Stunden aufzustocken. Dies ist natürlich nur attraktiv, wenn ausreichend Anreize gesetzt werden. Die Erhöhung der Stunden sollte daher mit flexiblen Möglichkeiten zur Remote Arbeit, flexiblen Arbeitszeiteinteilung, sowie einem guten Mehrgehalt einhergehen.
Aktives Recruiting und die Stärkung des Employer Branding
Die Zeiten, in denen Unternehmen sich aus einer Fülle an Bewerbern die passenden Mitarbeiter aussuchen können, sind in vielen Bereichen vorbei. Viel wichtiger ist es daher sich als Unternehmen gut zu präsentieren und wieder attraktiv für junge Nachwuchskräfte zu werden.
Unternehmen müssen verstehen, dass sie sich aktiv um Bewerber aber auch um ihre bestehenden Mitarbeiter kümmern müssen, um diese langfristig zu halten. Gehalt allein reicht hierbei oft nicht mehr aus. Mitarbeiter müssen die Wertschätzung und Freiheiten erfahren, die sie benötigen, um sich langfristig an dem Unternehmen binden zu wollen.
Fazit zum Mangel an Fachkräften:
Der Fachkräftemangel kann nicht allein mit der Anzahl verfügbarer Arbeitslosen gedeckt werden. Es spielen zahlreiche andere Faktoren in die momentane Situation ein. Um gezielt den Fachkräftemangel zu verringern, muss die Politik Maßnahmen ergriffen, um die Einwanderung, sowie die Schulung nicht qualifizierter Arbeitskräfte zu vereinfachen.
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