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Hinter den Kulissen beim Dreh der Kampagne. Foto: Rudi Sorger

07.11.2024 OYA | Allgäu GmbH | Interview: Mattli Adelgoß

„Yes, we care!“ – Mehr Wertschätzung und echte Einblicke in die Pflegeberufe im Allgäu

Die Allgäu GmbH startete im Juli die ­Kampagne „Yes, we care!“ auf der Social-Media Plattform TikTok. Die Kampagne zielt darauf ab, die Pflegeberufe im Allgäu sichtbarer zu machen, das Bewusstsein für die Bedeutung der Pflege in der Gesellschaft zu stärken und den Beschäftigten der Pflegebranche mehr Wertschätzung entgegenzubringen. Durch authentische Kurzvideos auf TikTok sollen Pflegerinnen und Pfleger die Möglichkeit bekommen, ihren Arbeitsalltag auf eine ehrliche und oft humorvolle Weise darzustellen und dabei auch mit gängigen Klischees aufzuräumen.

In den Kurzvideos wird Angestellten aus heimischen Einrichtungen auf humorvolle und gleichzeitig ernste Weise eine Leinwand gegeben und mit Klischees aufgeräumt. Wir haben mit ­Initiator Rudi Sorger über die Entstehung des ­Projekts und die ­Vision dahinter gesprochen.

 

Zuerst, wer sind Sie?

Rudi Sorger: „Mein Name ist Rudi Sorger, ich bin gebürtiger Allgäuer und seit fünf Jahren bei der Allgäu GmbH – Gesellschaft für Standort und Tourismus tätig. Damals habe ich als Praktikant gestartet, nach meinem Studium der Sozialwirtschaft durfte ich 2021 dann direkt das Projekt Pflege als Projektleiter übernehmen.“

Wie kam es zu dem Projekt „Yes, we care !?“

Sorger: „In unserem Projekt haben wir uns schon länger mit dem Thema befasst, wie wir das Thema Pflege im Allgäu mehr in die Öffentlichkeit ­bringen und das Bewusstsein für diesen Beruf in der Bevölkerung wecken können. Dazu ­wollten wir die einzelnen Unternehmen der Branche in der Region enger vernetzen. TikTok eignet sich hierfür wunderbar, da die Beiträge sehr weit gestreut werden und die Plattform zum ­Teilen animiert. Über den Hashtag ­#yeswecare kann sich jeder solidarisieren.“

Wie kommt das Projekt auf TikTok an? Wird es auch auf anderen ­Kanälen ausgespielt?

Sorger: „In der kurzen Zeit seit der ersten Veröffentlichung konnten wir schon echte Erfolge sehen. Einer der Clips hat über 100.000 Aufrufe und durchwegs positive Kommentare, insbesondere in Bezug auf den Pflegeberuf. Das motiviert natürlich. Wir konzentrieren uns vorrangig auf TikTok, weil wir hier noch keine vergleichbare Kampagne aus der Region kennen und hier vorangehen möchten. Die Kanäle Instagram und LinkedIn werden dafür genutzt, auf die Kampagne aufmerksam zu machen.“

Welche Resonanz kommt durch so eine ­Kampagne aktiv zurück?

Sorger: „Neben dem positiven Feedback online kamen auch Firmen auf uns zu, die die Aktion gut ­finden und den Hashtag ebenfalls verwenden ­wollen.“

Wie haben die „Darsteller“ reagiert, als sie zum Projekt aufgerufen wurden?

Sorger: „Hier wollten wir mit Feingefühl vorgehen, immerhin sind die Personen später im Internet für jeden sichtbar. Ein Newsletter, mit einem konkreten Aufruf, wurde an die Pflegeeinrichtungen versandt. Vom Klinikverbund Allgäu und dem Klinikum Kaufbeuren haben wir dann schnell eine Rück­meldung bekommen, dass sie gerne ­dabei wären. Auf den Stationen der Kliniken wurde unverbindlich gefragt, wer sich vorstellen könnte, seinen Beruf für unsere Kampagne zu verkörpern. Sieben Freiwillige, vom Azubi bis zu langjährigen Mitarbeitenden, haben sich gefunden. Uns war besonders wichtig, dass den Beteiligten klar ist, was gedreht wird und was auf sie zukommt. Um sich besser kennen­zulernen, haben sich „Darsteller“, „Kamerateam und wir vorab zu einem kleinen Essen getroffen.“

Die Videos sind sehr aufwändig geschnitten, habt ihr das selbst umgesetzt?

Sorger: „Nein. Für den Dreh und den anschließenden Schnitt der TikTok-Videos haben wir uns die ­Medienfirma „Speed U Up“ an die Seite geholt. Mit deren Hilfe konnten wir auf einem qualitativ hohen Niveau einsteigen. Das ist aber kein Muss und natürlich eine Frage des Budgets. Das Projekt wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gefördert, was uns die Umsetzung erst ermöglicht hat. Die TikTok Pflegekampagne der Allgäu GmbH soll eine Inspiration für Betriebe der Branche sein und dazu motivieren, eigene Videos in Zukunft zu erstellen. Am Ende des Tages braucht es nur eine Idee und ein Smartphone, ­jeder kann etwas bewirken.“

Wie kann man für Pflegeberufe begeistern, ohne die Arbeit zu beschönigen oder die harten ­Aspekte zu verschweigen?

Sorger: „Eine wichtige Frage. Es geht nicht um die Inszenierung eines perfekten Arbeits­alltags, in dem es nur schöne Dinge gibt. Hier geht es darum, den­jenigen, die wirklich tagtäglich auf den Stationen sind, eine Stimme zu geben. Sie sollen un­zensiert über ihren Beruf erzählen, über ihre Leidenschaft und auch über ihre Sorgen. In unserer Kampagne haben wir natürlich probiert, eine Balance aus den ernsten und lustigen Themen zu finden und den Humor dabei nicht zu kurz kommen zu lassen.“

Es gibt an der Kemptener Hochschule den ­Bachelor-Studiengang in der ­Pflege. Was bringt ein ­Studium in diesem Bereich?

Sorger: „Das Studium ist ein wichtiger Schritt, die Pflege weiter zu professionalisieren und die Verantwortungsbereiche ausdehnen zu können.

Die Gewerkschaften ­haben gehaltstechnisch ­bereits etwas bewirken können, wie müssen sich die Rahmenbedingungen nun weiter verändern?

Sorger: „Es kann sich nur etwas weiterentwickeln, wenn mehr Menschen in der Pflegebranche arbeiten und die Aufgaben optimal verteilt werden können. Heutzutage ­haben aus­gebildete Pflegekräfte so ein breites Wissen, da braucht es eine Struktur, in der sie die Ärzteschaft entlasten können und vor allem dürfen. Dieser Wandel muss in der Branche, der Politik und vor allem auch in unserer Mitte – der Gesellschaft – statt­finden.“

Was möchten Sie abschließend noch loswerden?

Sorger: „Da muss ich nicht lange überlegen, ich möchte Milena, Achim, Julia, Anna, Ryan, Sabrina und ­Laura herzlich danken, dass sie sich für den Dreh bereitgestellt haben. Ohne ihre Zeit und ihren authentischen Auftritt wäre eine so erfolgreiche Umsetzung von „Yes, we care!“ nicht möglich gewesen.“

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