03.03.2023
Spotlight Großraumbüro
Ein Großraumbüro ist zwar noch nicht die Regel in deutschen Unternehmen, dennoch entscheiden sich immer mehr Arbeitgeber bei Neu- oder Umbauten für eine offenere Arbeitsatmosphäre. Hierbei sitzen Angestellte nicht allein oder mit einem oder zwei Kollegen zusammen in einem Raum, sondern sie teilen sich mit Menschen aus benachbarten Teams große Areale. Nicht selten stehen die Arbeitsplätze Tisch an Tisch – unweit von Kaffeeautomat, Pausentisch und Co.
Vision vs. Realität
Ziel hinter dem Konzept: Im Großraumbüro sollen die Angestellten mehr Miteinander spüren. Denn wer nicht nur im stillen Kämmerlein, sondern mitten im Geschehen sitzt, kommuniziert mehr und lernt Kollegen näher kennen. Man nimmt sich stärker als Teil des großen Ganzen wahr und entscheidet sich häufiger für persönliches Brainstormen statt langem Mailing. Zudem sparen Unternehmen damit Platz und Energie, was ihnen auf finanzieller Seite zugutekommt.
Die Realität sieht oftmals so rosig aus wie das Konzept auf dem Papier. Denn Großraumbüros sind relative starre Konstrukte: Wenn einer gern viel lüftet, ist es dem anderen vielleicht schnell zu kalt. Die Abstimmung mit allen Menschen im Raum gestaltet sich schwierig. Ein zweites Problem ist der Lärmpegel, der aufgrund der hohen Personenzahl automatisch steigt. Auch lenkt der Durchgangsverkehr häufig ab. Um Großraumbüros zum Erfolg zu machen, zählt folgendes: Die Angestellten müssen aktiv vom Arbeitgeber begleitet und in ihren individuellen Bedürfnissen unterstützt werden. Andernfalls herrschen Missmut und schlimmstenfalls eine höhere Krankheitsquote.
Zukunftsmodell Desksharing
Oft wird das Großraumbüro mit einer anderen Form der modernen Bürokultur verknüpft: dem sogenannten Desksharing (zu Deutsch: Tischteilen). Bei dieser Praxis hat nicht jeder einen festgelegten Arbeitsplatz. Es gibt weniger Arbeitsplätze als Angestellte, da nicht alle zeitgleich vor Ort sind – aufgrund von Urlaub, Homeoffice, Außendienst oder Krankheit. Wer morgens zuerst kommt, sucht sich einen Tisch aus und richtet sich dort ein. Oder man bucht einen Tisch für den Tag über ein digitales Buchungssystem. Das hilft, damit bei hoher Auslastung, niemand umsonst ins Auto steigt und ins Büro fährt.
Wichtig ist, dass alle Arbeitsplätze gleich ausgestattet sind und jeder am Ende des Tages aufräumt und sauber macht, sodass sich alle wohlfühlen. Spinde oder Schränke bieten Raum für persönliche Gegenstände. Im Gegensatz zu Großraumbüros mit festen Plätzen, herrscht hier oft mehr gefühlte Gerechtigkeit: Denn der ruhige Platz in der Ecke oder mit Frischluft am Fenster, kann theoretisch von jedem genutzt werden. Wenn gleichwohl Teamleiter und Auszubildende ihren Platz täglich neu suchen müssen, weichen Hierarchien auf. Manch andere schätzen aber feste Plätze, um sich heimisch zu fühlen. Es gilt deshalb, mit den Mitarbeitern vor der potenziellen Einführung das Gespräch zu suchen.
Clevere Alltagshelfer
Im Großraumbüro sind neben Kommunikation auch bewusste Auszeiten das A und O. Wann brauche ich komplette Ruhe? Wann muss ich mich nur kurz ausklinken? Neben gesonderten Ruheräumen, die der Arbeitgeber bestenfalls einrichtet, helfen Ohrstöpsel oder Kopfhörer mit eigener Musik dabei, Konzentration zu wahren. Wer ständig störende Bewegungen im Blickfeld wahrnimmt, etwa am Kaffeeautomaten, kann seinen Platz mit Pflanzen bestücken und sich so etwas abschotten oder um eine Sichtschutzwand bitten. So kann man auch im Großraumbüro Konzentration finden und seinem eigenen Leistungsanspruch gerecht werden. Zufriedene Angestellte sind dann auch offen, das Konzept zu nutzen und mehr Kontakte zu ihren Kollegen zu knüpfen.