17.02.2023
Waagschale Arbeit und Alltag: Was wiegt mehr?
Der Begriff Work-Life-Balance (zu Deutsch: Arbeit und Leben in Balance) beschreibt das Gleichgewicht zwischen Job und Privatleben. Berufliche Anforderungen sowie Sozialleben, Erholung und Freizeit sollen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinanderstehen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Als Arbeitnehmer sind Sie für Ihren Arbeitgeber auf lange Sicht leistungsfähiger und produktiver, wenn sie glücklich und entspannt sind. Außerdem ist die Gefahr, beruflich auszubrennen und sich zu überarbeiten, geringer. Sie haben ausreichende Ruhezeiten und können sich privat ausleben.
Buzzword vs. Realität
Doch wie viel steckt hinter dem Begriff, der in den letzten Jahren immer inflationärer gebraucht wurde? Klar ist, dass niemand im Job Bestleistung erbringen kann, der sich ausgelaugt oder unausgeglichen fühlt. Doch wie ein Gleichgewicht im Leben aussieht und wie groß die jeweiligen Rollen von Beruf und Privatem darin sind, muss jeder selbst für sich entscheiden. Eine einheitliche Lösung trifft nicht die Erfordernisse des Einzelnen, sondern schert alle über einen Kamm. Manche sehen ihre Arbeit als wichtigen Teil ihres Lebens: Sie gehen ihrer Berufung nach, weisen Karriere und Aufstieg einen hohen Stellenwert zu oder haben schlichtweg große Freude an ihrer Tätigkeit. Sie machen für den Job Abstriche im Privaten, ohne sich dadurch unerfüllt zu fühlen – im Gegenteil. Andere streben nach viel Raum für private Interessen – seien es Hobbys, Haushalt oder soziale Kontakte. Sie fühlen sich befreit, wenn sie weniger oder flexibler arbeiten.
Selbstanalyse für mehr Zufriedenheit
Da es keine Allzwecklösung gibt, sollten Sie für sich selbst eruieren, welcher Typ Sie sind. Je nach Lebensphase und äußeren Umständen ist vielen Menschen die Arbeit wichtiger oder weniger wichtig. Eine Reflexion der eigenen Wünsche und Ziele hilft, Klarheit zu schaffen: Woraus ziehen Sie Selbstbewusstsein und Kraft? Was macht Sie im Alltag glücklich? Welche Ziele streben Sie beruflich oder privat an und was hilft Ihnen, diese zu erreichen? Was haben Sie vernachlässigt und möchten dem mehr Raum geben? Fühlen Sie sich ausgelaugt oder gestärkt durch den Job? Aus den Antworten zu diesen Fragen ergeben sich Hinweise und Wegweiser zu mehr innerer Ausgeglichenheit. Sei es mehr Zeit nach Feierabend, um einen Sprachkurs zu belegen oder eine Fortbildung, um im Team aufzusteigen.
Veränderung wagen
Wer seine aktuelle Lage analysiert und Möglichkeiten für mehr Zufriedenheit verortet hat, sollte sich Gedanken machen, wie diese umsetzbar sind. Manchmal reicht es aus, den Alltag neu zu planen und sich feste Termine zu setzen, um effizienter zu sein und mehr „gefühlte“ Zeit zu haben. In anderen Fällen ist ein Gespräch mit dem Arbeitgeber nötig, in dem Sie Ihre Anliegen anbringen und diskutieren können. Ob eine Reduzierung der Stunden, Homeoffice oder flexiblere Arbeitszeiten – oder Sie möchten nach der Elternzeit wieder voll einsteigen. Egal welche Anliegen Sie haben: Offen zu kommunizieren, die eigenen Wünsche mitzuteilen und Möglichkeiten auszuloten, ist immer die beste Alternative. Selbstverständlich spielt auch der Faktor Geld eine Rolle: Können Sie sich eine Reduzierung leisten? Wie sieht es mit Blick auf die Rente aus? Wer all seine Bedürfnisse kennt, kann diese auch bei einer beruflichen Veränderung im Hinterkopf behalten und schon im Bewerbungsgespräch anbringen. Das spiegelt einen selbstbewussten Bewerber wider, der weiß, was er braucht, um beste Leistungen zu zeigen.
Eine gute Work-Life-Balance hat viele Gesichter und ist nicht unerreichbar. Wichtig ist, sich mit dem Ist-Zustand auseinanderzusetzen und keine Angst vor Veränderung zu haben. Viele Arbeitgeber gehen dieses Thema bereits proaktiv an und bieten Angebote wie Homeoffice, Gesundheitsförderung, Kinderbetreuung etc.